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Christine Witzemann & Tim Klewin

Psychische Gesundheit von Kindern – Welche Rolle spielt Vitamin D?



Bei Vitaminen handelt es sich um Stoffe, welche über die Nahrung zugeführt werden müssen. Der menschliche Körper ist dabei nicht in der Lage, die für ihn erforderlichen Mengen selbst zu produzieren. Eine Ausnahme stellt Vitamin D dar, welches vom Körper in ausreichender Menge synthetisiert werden kann. Durch die Sonneneinstrahlung wird das inaktive Vitamin D in die aktive Stufe Vitamin D3 umgewandelt.


Welche Rolle spielt Vitamin D bei der psychischen Gesundheit von Kindern?

Die wissenschaftliche Zeitschrift Nutrients beschäftigte sich mit dem Einfluss von Vitamin D auf die psychische Gesundheit von Kindern. Hierfür wurden die Ergebnisse von 24 Studien betrachtet [1]. 19 Studien zeigten, dass ein ausreichend hoher Vitamin-D-Spiegel positive Effekte auf die psychische Gesundheit von Kindern haben kann. Eine mögliche Erklärung liefert die Umgehung der Blut-Hirn-Schranke. Laut den Forscherinnen und Forschern passiert Vitamin D diese und bindet an den Vitamin-D-Rezeptor im Gehirn. Der Vitamin-D-Rezeptor wird mit der Regulation des menschlichen Verhaltens in Zusammenhang gebracht. Darüber hinaus hat er einen möglichen Einfluss auf die Funktion von hormonproduzierenden Zellen. Die entzündungshemmende Wirkung von Vitamin D kann zum Schutz von Nervenzellen beitragen und damit die psychische Gesundheit von Kindern positiv beeinflussen.


Wie viel Vitamin D sollte mein Kind pro Tag zu sich nehmen?

Diese Frage ist nicht pauschal zu beantworten, da Vitamin D nicht nur über die Nahrung aufgenommen, sondern auch durch den Körper produziert werden kann. Die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) formulierten Schätzwerte umfassen bei Säuglingen (bis 12 Monate) 10 µg Vitamin D pro Tag und bei Kindern (ab einem Jahr) 20 µg Vitamin D pro Tag. Diese Schätzwerte stützen sich jedoch auf die Annahme, dass keine körpereigene Vitamin-D-Synthese stattfindet und Vitamin D ausschließlich über die Nahrung aufgenommen wird [2].


Wie sieht die aktuelle Versorgungslage aus?

Laut der Kiggs-Studie nimmt die Mehrheit aller Kinder und Jugendlichen weniger als die empfohlene Vitamin-D-Menge auf [3]. Von 100 Personen in Europa (Kinder, Jugendliche und Erwachsene) weisen 13 einen Mangel an Vitamin D auf [4]. Eine Studie des St. Josefs-Krankenhaus in Gießen stellte fest, dass 90% der Schwangeren und 88% der Säuglinge einen Vitamin-D-Mangel aufweisen [5].


Wie kann ich Vitamin D zuführen?

Ein Großteil des Vitamin-D-Bedarfs wird durch die körpereigene Synthese mittels UVB- Strahlung der Sonne gedeckt. In den dunklen Wintermonaten sind wir jedoch weniger Sonnenstrahlung ausgesetzt und bilden durchschnittlich weniger Vitamin-D als in den sonnenreichen Monaten. Daher ist es für den Körper essenziell, die Vitamin-D-Speicher in den Sommermonaten ausreichend zu füllen. Eine andere Möglichkeit der Vitamin-D-Aufnahme ist eine gezielte Ernährung. Aufgrund des geringen Gehalts an Vitamin D ist der erforderliche Bedarf über die Nahrung jedoch schwer zu decken. Als gute Vitamin-D-Lieferanten gelten fettreiche Fischsorten wie Aal oder Lachs, aber auch Speisepilze, Eier und Leber.


Sind Vitamin-D-Präparate sinnvoll?

In Abhängigkeit vom Vitamin-D-Status kann es sinnvoll sein, die Ernährung durch Vitamin-D-haltige Supplemente zu ergänzen. Bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ist aber Vorsicht geboten, da Vitamin D zu der Gruppe der fettlöslichen Vitamine gehört. Fettlösliche Vitamine haben zwar den Vorteil, dass sie zeitweise in der Leber und im Fettgewebe gespeichert werden können. Es besteht jedoch die Gefahr von Überdosierungen, da der Körper die fettlöslichen Vitamine nicht so einfach ausscheidet wie die wasserlöslichen Vitamine. Eine Überdosierung mit Vitamin D birgt das Risiko von überhöhten Kalziumspiegeln und Mineralablagerungen [6]. Andersherum kann ein schwerer Vitamin-D-Mangel zu Knochenerkrankungen bei Säuglingen und Kindern führen [7].


Eine zusätzliche Versorgung mit Vitamin-D-Präparaten ist aufgrund der Risiken und individuellen Gegebenheiten immer mit einem Arzt zu besprechen. Dieser führt im Zweifel eine Blutuntersuchung durch und misst die Konzentration des 25-OH-Vitamin-D (Vorstufe des aktiven Vitamin D), sodass Über- und Unterversorgungen festgestellt werden können.


Autoren: Tim Klewin & Christine Witzemann

Quellen

[1] D. Głąbska, A. Kołota, K. Lachowicz, D. Skolmowska, M. Stachoń, D. Guzek, The Influence of Vitamin D Intake and Status on Mental Health in Children: A Systematic Review, Nutrients 13 (2021).

[2] Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), Vitamin D (Calciferole): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr (2015).

[3] Robert Koch Institut, EsKiMo II - Die Ernährungsstudie als KiGGS-Modul (2020).

[4] K.D. Cashman, K.G. Dowling, Z. Škrabáková, M. Gonzalez-Gross, J. Valtueña, S. de Henauw et al., Vitamin D deficiency in Europe: pandemic?, The American journal of clinical nutrition 103 (2016) 1033–1044.

[5] Justus-Liebig-Universität Gießen, Mangelware Vitamin D, [December 19, 2022], https://www.uni-giessen.de/de/ueber-uns/pressestelle/pm/pm262-11?set_language=de.

[6] R. Rizzoli, Vitamin D supplementation: upper limit for safety revisited?, Aging clinical and experimental research 33 (2021) 19–24.

[7] S.-W. Chang, H.-C. Lee, Vitamin D and health - The missing vitamin in humans, Pediatrics and neonatology 60 (2019) 237–244.


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